Kennst du das nicht auch? Du sitzt in der Ringbahn, bist auf Reisen durch Conceptopia und vertieft in das Thema Medienkonzepte. Du willst eine kurze Pause machen, und entscheidest dich, auf Social Media Kanälen, wie Instagram, Tiktok und Twitter, zu stöbern. Doch: Neue Diskurse sind entstanden, Hashtags wie #bodyneutrality oder #blacklivesmatter werden diskutiert und Friedenstauben fliegen über deine Pinnwand. Wie schon häufig hast du das Gefühl, einiges verpasst zu haben, weißt nicht, wie du das wieder aufholen sollst, um zu wissen, was deine Jugendlichen bewegt. Du fragst dich wieso du dir diesen Stress mit Social Media überhaupt antust? Keine Angst! Damit du mit dieser Frage nicht alleine dastehst, wird sich dieser Blogbeitrag mit Fragen rund um das Thema “Social Media Chancen, Risiken und Trends” beschäftigen. Wieso brauchen wir Social Media in der Jugendförderung? Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus der Nutzung diverser Netzwerke? Und: Wie erkenne ich neue Trends, die in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufgefangen werden können?
Wie funktionieren Soziale Netzwerke und wie werden sie genutzt?
Bei Social Media Netzwerken handelt es sich um virtuelle Gemeinschaften, die Kommunikation und einen sozialen Austausch auf digitaler Ebene ermöglichen. Diese Kommunikation findet auf ganz verschiedene Arten, in Form von Text, Audio, Fotos oder Videos, statt und stellt häufig gleichzeitig den Inhalt eines Netzwerks oder einer Plattform dar. Inhalte können dabei öffentlich oder in definierten Gruppen von Nutzenden geteilt oder auch nur konsumiert werden. Nicht alle Nutzende von Social Media Netzwerken sind also Produzent*innen von Inhalten – viele konsumieren auch einfach nur und beschränken ihre Interaktion auf das Liken und Kommentieren von Inhalten. Charakteristisch für Social Media Netzwerke sind die schnelle Verbreitung von Wissen, Meinungen und Informationen, durch die ein schneller Austausch und die Möglichkeit zur Selbstdarstellung entsteht. Das heißt: Themen und Trends in Social Media Netzwerken sind kurzlebig und verändern sich im Minutentakt. Wenn du erfahren willst, wie du da am Ball bleiben kannst, dann lies den Artikel bis zum Ende. Dort geben wir dir einige Tipps, die es dir erleichtern Up-to-date zu bleiben.
Relevanz für die Jugendarbeit
Wichtig ist das Thema für die Jugendarbeit, da Social Media auf Kinder und Jugendliche eine starke Anziehung ausübt, die für Fachkräfte und Einrichtungen nicht immer ganz nachvollziehbar ist. Social Media bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zur kreativen Selbstdarstellung mit der Aussicht, von anderen Menschen positiv bewertet und damit in ihrem Selbstbild gestärkt zu werden. Außerdem nutzen sie die Netzwerke, um sich auszutauschen, soziale Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen, Informationen zu erhalten und Stress aus dem Alltag abzubauen. Digitale Kommunikation hat einige Eigenschaften, die über die Möglichkeiten analoger Kommunikation und Wissensbeschaffung hinaus gehen. Da wäre zunächst die Asynchronität, durch welche Kommunikation unabhängig von zeitlicher und räumlicher Grenzen möglich ist. Außerdem kann Interaktion im digitalen Raum anonym stattfinden und der Art der Interaktion sind fast keine Grenzen gesetzt. Für Kinder und Jugendliche machen genau diese Eigenschaften Social Media Netzwerke so interessant.
Einsatz von Social Media = Lebensweltorientierung?
Die scheinbare Grenzenlosigkeit birgt aber auch Risiken und Herausforderungen. Die Möglichkeit zur kreativen Selbstdarstellung bedeutet schließlich auch, dass sich Individuen nicht nur selbst mit anderen vergleichen, sondern, dass sie zusätzlich auch von außen mit anderen Selbstdarsteller*innen verglichen werden. Sie setzen sich damit einem großen Druck aus, um den sich ständig wandelnden Schönheitsidealen und Trends zu entsprechen. Dieser Druck wird zusätzlich verstärkt, da die Anonymität und die Verbreitungsgeschwindigkeit in den Sozialen Netzwerken zu Cybermobbing, Cybergrooming und der Verbreitung von Hass und Hetze einladen kann. Diesen Herausforderungen stellen sich nicht nur Kinder und Jugendliche auf den Sozialen Netzwerken, sondern auch Erwachsene, wie Eltern oder Fachkräfte. Der Unterschied liegt in der Angreifbarkeit, die bei Kindern und Jugendlichen entwicklungspsychologisch vorliegt. Sie stehen noch vor schwierigen Entwicklungsaufgaben, wie der (Geschlechts-)Identitätsentwicklung, der emotionalen Ablösung alter Bindungsstrukturen, der intellektuellen und sozialen Kompetenzen und einige mehr, die diese Gruppe vulnerabel macht. Eben weil sich diese vulnerable Gruppe auf Sozialen Netzwerken aufhält, ist es wichtig, sie an dieser Stelle mit ihren Themen und Bedürfnissen abzuholen und im Sinne der Lebensweltorientierung zu befähigen, sich in der digitalen Welt der sozialen Netzwerke sicher zu bewegen.
Kurz: Es geht um Medienkompetenz!
Außerdem lassen sich auch Möglichkeiten und Chancen in der Nutzung von Social Media für Kinder und Jugendliche selbst und die Arbeit mit ihnen erkennen. Für Kinder und Jugendliche bietet sie die Gelegenheit, Gleichgesinnte zu finden, sich kreativ und künstlerisch auszudrücken und sich zu vernetzen. Für Fachkräfte und Einrichtungen ermöglicht Social Media das Aufsuchen von Kindern und Jugendlichen, um sie dort abzuholen, wo sie sich viel aufhalten. Außerdem lohnt es sich mit anderen Fachkräften zu vernetzen und auszutauschen. Jugendarbeit wird dadurch sichtbarer gemacht, barrierefreier gestaltet und Teilhabe und Partizipation geschaffen. Es ergeben sich neue Wege für die Beziehungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen und für das Verstehen und Aufgreifen ihrer Lebenswelten.
Damit das auch gelingt, geben wir nun noch ein paar Tipps, wie du es schaffst, bei Social Media Themen und Trends auf dem Laufenden zu bleiben:
- Behalte die Studienlage im Blick
- Bleib mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu Trends und Aktivitäten
- Mach eigenständig Erkundungstouren durch Social Media, neue Tools und Programme
- Schaff Präventionsangebote und versuche Risiken mit einzukalkulieren
- Greif Chancen auf und initiiere, nach Möglichkeit, Kreativangebote
Und ganz Wichtig: Erlaube es dir auch etwas nicht zu wissen, begleite und genieße den gemeinsamen Lernprozess mit der Zielgruppe der sich in der Aufarbeitung von blinden Flecken ergeben kann.
Um einzelne Themen und Trends aufzugreifen, ist unsere Fahrt in der Ringbahn bis zum nächsten Stopp auf deiner Reise leider nicht lang genug. Weitere Informationen rund um das Thema Social Media Plattformen, Chancen, Risiken und Trends findest du auf dem Youtube-Kanal und Instagram des Jugendhilfe-Navi oder bei Klicksafe.
Quellen:
Klaudia Kramer und Sandra Gabler in merz | medien + erziehung 2021/06 Kinder- und Jugendmedienschutz. Ausgewählte Entwicklungspsychologische Grundlagen für eine gelingende Teilhabe an einer digitalisierten Welt im Kindes- und Jugendalter: https://www.merz-zeitschrift.de/fileadmin/user_upload/merz/PDFs/online-exklusiv-klaudia-kramer-sandra-gabler-ausgewaehlte-entwicklungspsychologische-grundlagen-fuer-eine-gelingende-teilhabe-an-einer-digitalisierten-welt-im-kindes-und-jugendalter.pdf
DAK-Gesundheit Gesetzliche Krankenversicherung (2020). Mediensucht 2020 – Gaming und Social Media in Zeiten von Corona. DAK-Längsschnittstudie: Befragung von Kindern, Jugendlichen (12 – 17 Jahre) und deren Eltern: https://www.saferinternet.at/fileadmin/redakteure/Footer/Studien/report-2296314.pdf
Royal Society for Public Health. #StatusofMind: https://www.rsph.org.uk/our-work/policy/social-media-and-young-people-s-mental-health-and-wellbeing.html