Wie wird ein Medienkonzept nachhaltig verankert?

Seit über zwei Jahren begleiten wir euch bereits bei der Entwicklung eines Medienkonzepts -  entweder als Modellgruppe im Rahmen von Beratungen, bei Fachtagen oder online in Form von Blogbeiträgen, Videos und Podcasts. Nun sind wir mit der Conceptopia Ringbahn die letzte Station angefahren, in der Medienkonzepte verankert werden sollen. Eine Verankerung des Konzepts bedeutet gleichzeitig auch Nachhaltigkeit. Dieser Artikel gibt euch einen Überblick und wertvolle Tipps, wie Medienpädagogik wirklich nachhaltig in eure Arbeit integriert werden kann.  

Seit über zwei Jahren begleiten wir euch bereits bei der Entwicklung eines Medienkonzepts –  entweder als Modellgruppe im Rahmen von Beratungen, bei Fachtagen oder online in Form von Blogbeiträgen, Videos und Podcasts. Nun sind wir mit der Conceptopia Ringbahn die letzte Station angefahren, in der Medienkonzepte verankert werden sollen. Eine Verankerung des Konzepts bedeutet gleichzeitig auch Nachhaltigkeit. Dieser Artikel gibt euch einen Überblick und wertvolle Tipps, wie Medienpädagogik wirklich nachhaltig in eure Arbeit integriert werden kann.

Es soll ein Konzept geschrieben werden. Wie sieht Nachhaltigkeit von Anfang an aus?

Neue Themen in einer Einrichtung nachhaltig zu verankern, ist oftmals durch die vielen verschiedenen Implikationen für viele Bereiche der Arbeit kein einfaches Vorhaben. Gerade bei Querschnittsthemen, die sowohl interne Arbeitsweisen, wie auch die praktische pädagogische Arbeit berühren, gilt es viele Ebenen in einer Einrichtung ins Boot zu holen.

Der Prozess einer Medienkonzeptentwicklung kann und sollte daher von Anfang an nachhaltig gedacht werden. Das wichtigste Stichwort ist dabei Partizipation. Befindet man sich als Einrichtung oder als Träger bereits in Aufbruchstimmung, die eine Akzeptanz und den Wunsch nach einer Haltungsentwicklung und damit nach einer Integration von Medienpädagogik in die eigene Praxis beinhaltet, bietet sich an, einen Arbeitskreis zu bilden, der möglichst heterogen ist. Dieser Arbeitskreis sollte, wenn möglich, sowohl während als auch nach dem Prozess beibehalten werden. Wenn das nicht möglich ist, sollte die Beteiligung im Arbeitskreis gut übergeben werden. Es gibt dabei unterschiedliche Herangehensweise der Gruppenfindung, die sich aus spezifischen Ausgangslagen ergibt. Die Ausgangslagen beeinflussen außerdem die Inhalte eines Konzepts. Hier werden nun mögliche Fälle und Konstellationen aufgeführt:

  • Ein Träger initiiert ein Medienkonzept:
      1. Hier sollten Mitarbeitende z.B. aus Leitungsebenen, der IT, der Praxis oder aus der Verwaltung und falls möglich, Beteiligte aus der Zielgruppe zusammenkommen.
      2. Das Konzept beinhaltet hier eine für Alle zutreffende Haltung gegenüber Medien, einen Ansatz zur Teilhabe und Partizipation, Informationen zu rechtlichen Aspekten sowie die Erklärung von Aktiver und Kreativer Medienarbeit.
      3. Methoden, Praxisansätze und weitere Projektideen werden von Einrichtungen selbst verfasst, um so die Bedarfe ihrer spezifischen Zielgruppe abzudecken.
  • Ein Medienkonzept soll trägerübergreifend verfasst werden:
      1. Hier sollten Mitarbeitende z.B. aus Leitungsebenen und Praxis aus allen beteiligten Trägern zusammenkommen.
      2. Das Konzept beinhaltet hier eine für Alle zutreffende Haltung gegenüber Medien, einen Ansatz zur Teilhabe und Partizipation, Informationen zu rechtlichen Aspekten sowie die Erklärung von Aktiver und Kreativer Medienarbeit.
      3. Es sollte außerdem auf die verbindenden Aspekte der unterschiedlichen Träger eingegangen sowie Raum für Vielfalt gelassen werden.
      4. Methoden, Praxisansätze, weitere Projektideen sowie einrichtungsspezifische Ausrichtungen werden von Einzelpersonen oder Einrichtungen selbst verfasst, um so die Bedarfe ihrer spezifischen Zielgruppe abzudecken.
  • Eine Einrichtung verfasst eigenständig ein Medienkonzept:
    1. Hier sollten, falls vorhanden, möglichst viele Mitarbeitende und falls möglich, Beteiligte aus der Zielgruppe zusammenkommen.
    2. Das Konzept beinhaltet eine klare Haltung gegenüber Medien, einen spezifischen Ansatz zur Teilhabe und Partizipation, Informationen zu rechtlichen Aspekten, die Erklärung von Aktiver und Kreativer Medienarbeit mit spezifischen Methoden, Praxisansätzen und weiteren Projektideen.
    3. Der Fokus liegt ganz auf der Einrichtung, sodass die Inhalte genau an die Bedarfe und die Realität der Einrichtung angepasst werden können.

Ein partizipativer Ansatz ermöglicht einen intensiven und tiefgreifenden Austausch und eine Haltungsentwicklung, die alle Perspektiven mitdenkt. Möglichst viele unterschiedliche Menschen zu beteiligen, führt dazu, dass der Prozess der Konzeptentwicklung und vor allem die spätere Ausführung in der Praxis vermehrt mit einer intrinsischen Motivation verknüpft wird. Das Gefühl gehört und gesehen zu werden, ist wichtig, um ein breitgefächertes und inhaltlich gutes Konzept zu schreiben und später umzusetzen. So wird eine Dissonanz vermieden, die sich daraus ergeben kann, wenn das auferlegte Handeln nicht mit der eigenen Haltung zusammenpasst. In diesem Fall bedeutet Nachhaltigkeit also Partizipation.

Der Arbeitskreis – Weg und Ziel zugleich

Oben haben wir den Arbeitskreis schon thematisiert. Im Folgenden wollen wir noch einmal auf die Vorteile eingehen, die ein solcher Arbeitskreis mit sich bringt und warum wir dieses Instrument für die Konzeptentwicklung empfehlen wollen.

Der Arbeitskreis ermöglicht, wie oben auch schon beschrieben, die größtmögliche Partizipation in einem komplexen Prozess. Alle Beteiligten der pädagogischen Prozesse können somit ihren Input, Bedenken und Lösungsansätze mit einbringen. Gleichzeitig kann Transparenz hergestellt werden und die Mitglieder des Arbeitskreises können als Multiplikator*innen für die Informationsweitergabe und Bedarfsermittlungen fungieren.

Ein exemplarischer Ablauf zur Initiierung eines Arbeitskreises veranschaulicht im Folgenden nun die Abwägungsprozesse und auch ein mögliches Vorgehen.

  1. Mitwirkende
    In den ersten Schritten ist es wichtig herauszufinden, wer muss, kann und darf am Arbeitskreis mitwirken. Je mehr Menschen in diesem Prozess beteiligt werden, desto mehr Flexibilität und Aushandlungskompetenzen werden benötigt. Was an dieser Stelle jedoch nicht bedeutet, dass der Arbeitskreis möglichst klein gehalten werden soll. Eine Öffnung mit aktivem Wunsch nach Mitwirkung sollte auf jeden Fall in Erwägung gezogen werden, um interessierte Mitarbeiter*innen und auch Kinder und Jugendliche mit einbinden zu können.
  2. Ziele
    Der nächste Schritt sollte eine konsensuelle, klare Zielformulierung sein. Was möchte man in welchem Zeitrahmen für welche Bereiche der Arbeit umsetzen? Welche Arbeitsschritte sind dafür nötig und wer kann sie wie umsetzen? Diese Zielformulierung sollte daraufhin auch transparent an alle Beteiligten in der Einrichtung weitergegeben werden.
  3. Bedarfsermittlung
    Wenn diese Fragen beantwortet wurden, kann der nächste Schritt die partizipative Bedarfsermittlung sein. Über digitale Umfragetools, den klassischen Papierweg oder aber auch über Partizipationsinstrumente wie beispielsweise die Mitarbeitervertretung, den Betriebsrat, eine Jugendvertretung oder Jugendparlament können viele Arbeitsbereiche abgedeckt werden.
  4. Haltungsentwicklung
    Wenn die Bedarfe nun klarer geworden sind, ist der nächste empfehlenswerte Schritt die Haltungsentwicklung. Wie steht man als Einrichtung zu den verschiedenartigen möglichen Anforderungen? Wie lassen sich die Bedarfe in bestehende Konzepte einbinden? Gibt es hier Uneinigkeiten und was kann der gemeinsame medienpädagogische Nenner sein? Bei der Station Haltungsentwicklung haben wir eine Sammlung zu verschiedenen Methoden und Annäherungen zur Haltungsentwicklung aufgeführt.
    Die Weiterentwicklung der Haltung ist die Überführung und Umsetzung in die pädagogische Praxis. Was bedeutet die Haltung für die pädagogischen Angebote? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden? Welche Basis benötigen die Mitarbeitenden, die Zielgruppen, um medienpädagogisch aktiv zu werden? Welche Rahmenbedingungen müssen organisatorisch geschaffen werden?
  5. Medienkonzept
    Das Medienkonzept bildet hiermit den nächsten Schritt. Im Medienkonzept können genau diese Fragen und auch vorangehende Prozesse und Ergebnisse festgehalten werden, damit alle Beteiligten eine Orientierung und transparente Darstellung der Ziele, Rahmenbedingungen und praktischen Vorhaben bekommen können.

Das Medienkonzept ist in dieser Dramaturgie das vorläufige “Endprodukt” eines Arbeitskreises, der sich mit vielen Ebenen und Herausforderungen in der Organisations- und Haltungsentwicklung beschäftigt hat. Das Konzept schafft an dieser Stelle zwar ein Ergebnis, bildet aber nicht das Ende. Man erlangt Klarheit und Orientierung. Der Abgleich mit der Praxis und mögliche Anpassungen ergeben sich langfristig ohnehin. Daher ist es sinnvoll, den Arbeitskreis über die Erarbeitung eines Medienkonzeptes hinaus nicht aufzulösen, sondern beizubehalten.

Es gibt ein Konzept. Wie wird es nachhaltig?

Ein Medienkonzeptentwicklungsprozess bleibt ein Prozess, der nie komplett abgeschlossen ist. Das Konzept immer wieder auf Aktualität zu checken, wichtige Aspekte oder Erkenntnisse zu ergänzen, sollte unbedingt regelmäßig Teil eurer Arbeitsroutine im Arbeitskreis sein. Denn nur so wird die medienpädagogische Arbeit auch wirklich nachhaltig in eure Arbeit integriert. Keine Angst, sich regelmäßig zu treffen und das Konzept einem Realitätscheck zu unterziehen, muss nicht jede Woche oder jeden Monat stattfinden. Das ist in den meisten Arbeitsrealitäten nicht möglich. Ein Checkup sollte jedoch jedes Jahr oder jedes zweite Jahr stattfinden. Grundlage dafür sollte eine ehrliche, wertschätzende und professionelle Diskussion sein. Ein Realitätscheck sollte folgende Aspekte beinhalten:

  • Abgleich von Konzept und Arbeitsrealität:
    Wie wird das Medienkonzept umgesetzt? Wird es überhaupt umgesetzt? Wenn nein, wieso? Werden Projekte gestartet, die auf dem Konzept basieren? Passen Inhalte und Praxis (noch) zusammen? Fehlt etwas? Sollte etwas stärker in den Fokus gerückt werden? usw.
  • Regelmäßige Inputs von Innen:
    Ihr seid die Expert*innen für eure Zielgruppe und eure Arbeit. Nutzt eure interne Expertise, um euch weiterzubilden. Das stärkt nicht nur euer Wissen, sondern auch das Teamgefühl.
  • Regelmäßige Inputs von Außen:
    Die digitale Transformation führt schnell zu neuen Diskursen. Es ist nicht möglich, immer alle Diskurse, neue Phänomene, Methoden usw. auf dem Schirm zu haben. Nutzt externe Expertisen, um euch weiterzubilden.
Fazit

Ein Medienkonzept zu initiieren und anschließend umzusetzen, beinhaltet eine Verhaltens- und damit auch eine Unternehmenskulturveränderung. Eine solche Veränderung ist ein langwieriger, jedoch sehr wichtiger Prozess, der nie ganz abgeschlossen ist und daher ermöglicht, Inhalte des Konzepts an die Arbeitsrealität und die Lebenswelten der Zielgruppe anzupassen. So wird ein Teil dazu beigetragen, das Konzept nachhaltig zu verankern. Was wir euch jedoch auch auf den Weg geben möchten: Nachhaltigkeit kommt von innen. Das Konzept ernst zu nehmen und versuchen umzusetzen, ist der erste Schritt, die medienpädagogische Arbeit auch wirklich auf Dauer zu verankern.

Du hast eine Frage zum Projekt? Dann kontaktiere uns gerne.