Was ich brauche, hängt unweigerlich mit der Frage zusammen, was ich schon habe.
Bevor ich einkaufen gehe, muss ich mir also überlegen: Was besitze ich schon und welcher Vorrat muss aufgefüllt werden? Es macht keinen Sinn, das Mehl für den Plätzchenteig um ein weiteres Kilo zu erweitern und dekorative Streusel zu besorgen, wenn eigentlich Zucker und Butter aufgebraucht sind.
Ähnlich verhält es sich auch mit medienpädagogischen Ressourcen von Einrichtungen der Jugendförderung (vgl. Abb. 1): Für ein gelungenes Medienkonzept und den Aufbau von hierfür geeigneten Strukturen muss sich ein Träger zunächst mit der Frage beschäftigen, welche Ressourcen bereits vorhanden sind. Dieser Schritt schafft Klarheit im weiteren Arbeitsprozess und kann motivieren: Häufig liegen mehr Ressourcen vor, als es Mitarbeitenden bewusst war und gemeinsame Ziele werden greifbarer.
Abb. 1: Vier Dimensionen medienpädagogischer Ressourcen. Conceptopia Studie zur Analyse der Jugendförderung NRW im Rahmen der Digitalisierung 2021. https://conceptopia.nrw/wp-content/uploads/2021/07/CONCEPTOPIA-Forschungsbericht-Juni-2021.pdf
In der Vergangenheit hat es sich bewährt, diese Ist-Stand-Erhebung nicht im stillen Kämmerlein, sondern partizipativ mit dem ganzen Team (bzw. Vertreter*innen aus verschiedenen Einrichtungen/ Arbeitsbereichen) durchzuführen. Auf diese Weise werden vielfältige Blickwinkel eingefangen und die Ergebnisse verfeinert. Dieser Prozess kann auch schonmal ein paar Stunden dauern, die Zeit vergeht aber wie im Flug. Meist entstehen in diesem Schritt unweigerlich erste Haltungsdiskussionen über Wünsche, Bedarfe und Ziele des Teams.
Um die Systematik und Effizienz der Ist-Stand-Erhebung zu erhöhen, ist es ratsam, mit vorgegebenen Kategorien zu arbeiten, die alle relevanten Felder medienpädagogischer Arbeit abdecken. Hierdurch können Bereiche in den Fokus rücken, deren Relevanz den Fachkräften nicht bewusst war. Wir empfehlen, zu diesem Zweck die vier Dimensionen medienpädagogischer Ressourcen von Conceptopia zu verwenden, die in Abb. 1 zu sehen sind. In Tab. 1 könnt ihr die jeweiligen Ressourcen im Detail ablesen (schaut für nähere Informationen gerne in unsere Studie:
https://conceptopia.nrw/wp-content/uploads/2021/07/CONCEPTOPIA-Forschungsbericht-Juni-2021.pdf ). Ergänzend zu den vier Dimensionen kann auch ihr Zielwert, das vorhandene medienpädagogische Angebot (z.B. Social-Media-Kanäle, kreative Videoprojekte, ein Leitfaden zum Thema Medien etc.) berücksichtigt werden. Ihr könnt also auch in einer fünften Kategorie Angebote sammeln, die bereits aufgestellt wurden.
Tab. 1: Medienpädagogische Ressourcen im Detail.
Das gemeinsame Brainstorming rund um die Ist-Stand-Erhebung wird in Conceptopia auch die Genese einer kognitive Landkarte genannt: In den Köpfen der Beteiligten entstehen intuitiv Orte, Verbindungen und Abzweigungen rund um all das, was bisher geleistet wurde. Je nach Ablauf des Brainstormings tauchen vielleicht auch blinde Flecken, abgeschiedene Orte und ein Gefühl dafür auf, wo noch Verbindungen und Expeditionen notwendig sind.
Wie läuft nun eine Ist-Stand-Erhebung in der Praxis ab?
Wenn die Möglichkeit besteht, gemeinsam vor Ort zu diskutieren, bietet es sich an, Flipcharts zu den vier (oder fünf) Kategorien (z.B. Haltung und Arbeitsweise) aufzuhängen. Auf kleinen Zetteln können die Beteiligten in der Brainstorming-Phase ihre Einfälle zu den Ressourcen notieren. In der darauf folgenden Besprechung können die Zettel der Reihe nach erläutert und auf das Plakat geklebt werden. Wir empfehlen euch, für diese Phase eine*n Moderator*in festzulegen. Da die Dimensionen medienpädagogischer Ressourcen eng miteinander in Verbindung stehen, ist eine Zuordnung nicht immer eindeutig! Einzelne Punkte auf den Zetteln könnten zum Beispiel so aussehen:
- Haltung und Arbeitsweise: Sven und Linda sind sehr engagiert, was das Thema digitale Medien angeht und bringen oft neue Ideen ein (Engagement).
- Soziales Umfeld und Vernetzung: Unsere Zielgruppe ist daheim meist gut ausgestattet (Zielgruppe).
- Ausstattung und Finanzen: Das Jugendzentrum XY leiht uns immer Kameras, wenn wir sie für Ferienworkshops brauchen (Netzwerke und Kooperationen).
- Medienpädagogische Kompetenz: Selina und Lisa setzen digitale Medien sehr gekonnt in der Organisation und Bekanntmachung von Ferienangeboten ein (Verbesserung von Arbeitsprozessen).
Nach Abschluss der Ist-Stand-Erhebung wird sehr schnell und fast automatisch auch die Frage nach den hieraus resultierenden Bedarfen und Wünschen auf den Tisch kommen, zum Beispiel:
“Da es oft Konflikte im Team beim Thema Social Media gibt, sollten wir diesbezüglich eine gemeinsame Haltung entwickeln” (Haltung).
“Wir möchten die Lebenswelt unserer Zielgruppe besser verstehen, um unsere Angebote an ihre Interessen anpassen zu können.” (Medienkompetenz oder Zielgruppe).
Sollte die Zeit ausreichen, kann sich dieser Blick in die Zukunft direkt an die Ist-Stand-Erhebung anschließen. Notiert gerne die gemeinsamen Pläne und Ziele, die dabei angesprochen werden. Sie stellen einen hilfreichen Leitfaden dar, der euch den Weg zu ersten Arbeitspaketen zur Erstellung des Medienkonzepts weist.
Eine Ist-Stand-Erhebung über eine Videokonferenz kann ebenso fruchtbar sein: Wir empfehlen in diesem Fall, partizipative Tools wie z.B. Padlet (eine Art digitaler Notizblock, der das Flipchart ersetzen kann), Slido oder Mentimeter (Umfragetools) zu verwenden.
Ihr sucht nach weiterer Inspiration für eure ersten Schritte hin zu einem Medienkonzept, möchtet Teil des Do-It-Yourself-Bereichs von Conceptopia werden oder vielleicht sogar auf unserer interaktiven Karte (https://conceptopia.nrw/plattform/) angezeigt werden? Dann schickt uns eine Nachricht an conceptopia@fjmk.de oder fordert gleich hier unser umfangreiches Starterkit an: https://conceptopia.nrw/do-it-yourself/.